Herr Kennedy, woran arbeiten Sie zur Zeit?
Grundsätzlich an allem, was im Rahmen meiner Forschungsinteressen liegt: Die Archäologie, Kunst- und Kulturgeschichte des mediterranen Raumes und des Nahen Ostens von der späten Bronzezeit bis zur Spätantike. Insbesondere interessiert mich die Erforschung antiker Kulturkontakte und Aspekte des kulturellen Austauschs, das Verhältnis zwischen dem urbanen und ländlichen Raum sowie die Landschaftsarchäologie allgemein und die damit verbundenen quantitativen und räumlichen Analysemethoden. Neuerdings auch das Verhältnis zwischen Mythos und Ort in der griechisch-römischen Antike.
Was lernen Sie gerade, was Sie noch nicht so gut können?
Auszeiten. Und Neugriechisch.
Mit welchem bedeutenden Wissenschaftler hätten Sie gern zusammengearbeitet? Oder würden es gern tun?
Da gibt es eine ganze Vielzahl. Grundsätzlich mit allen, die sich nicht zu stark auf die eigene Disziplin (oder Wissenschaft überhaupt) versteifen. Für mich ist das immer beeindruckend und inspirierend. Bisher hatte ich immer das Glück, mit hervorragenden Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten zu dürfen, von denen ich sehr viel lernen konnte und kann.
Wenn Sie nicht Wissenschaftler wären, was wären Sie dann?
In einem Berufsfeld tätig, das mir erlaubt, einen positiven und nachhaltigen Austausch mit und zwischen Menschen zu pflegen, und mich stets aus dem Büro lockt und aus der Komfortzone treibt, um die eigenen Horizonte zu erweitern.
Wie bekommen Sie den Kopf frei? Was machen Sie in ihrer Freizeit?
Alles, was die Gedanken in andere Richtungen — oder gerne auch mal ins Nichts — laufen lässt.
Welche 3 Bücher haben Sie beeinflusst?
Patrick Leigh Fermor, A Time of Gifts: On Foot to Constantinople. From the Hook of Holland to the Middle Danube (1977) Rory Stewart, The Places In Between (2004) S. J. Kluiving – E. B. Guttmann-Bond (Hrsg.), Landscape Archaeology between Art and Science. From a Multi- to an Interdisciplinary Approach (2012)
Welchen Stellenwert hat das (gedruckte) Buch für Sie?
Einen sehr hohen. Selbstverständlich haben einzelne Journalbeiträge in den verschiedenen Wissenschaften ihre ganz eigenen Vorteile, doch können (vor allem in den Geisteswissenschaften) komplexe kontextuelle Zusammenhänge m.E. nur in ausführlicheren Monographien erschlossen werden.
Zum Gedruckten: Nicht nur gehört Papier nach wie vor zu einem der nachhaltigsten Speichermedien, das physische, gedruckte Buch ermöglicht es den Leserinnen und Lesern, ganz eigene Bindungen zu den Werken aufzubauen. Zudem gelingt mir das intensive Lesen (und Verstehen) nur mit physischen Exemplaren.
Außerdem: Gedruckte Bücher locken die Menschen in Bibliotheken — unersetzliche Wissenschafts- und Kommunikationsräume!
Braucht die Wissenschaft Verlage?
Unbedingt. Verlage bleiben ganz wichtige Garanten wissenschaftlicher Standards und Qualitäten.
Ist OpenAccess die Zukunft?
Ja. Im Sinne einer Open Science sollten digitale OpenAccess-Optionen m.E. bei zukünftigen Publikationsstrategien stärker verfolgt werden. Dabei sollten wir aber wichtige analoge Wissenschaftsräume und -Medien bewahren. Angemessene digitale Alternativen können eben nicht immer gefunden werden.